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"Wie man Tugenden entwickelt und Laster überwindet"
Auszüge aus dem Buch von Swami Sivananda
Ahimsa
- Lass niemanden Leben verletzen, sondern stets bemüht sein das Leben anderer genauso in Ehren zu halten wie das eigene. Denn Ahimsa ist die höchste Religion. (Tirthankara Mahavira)
- So lasst uns ein grenzenloses Herz und Geist für alle Geschöpfe entwickeln, gleich ob groß oderklein. Ja, lasst uns Liebe für die ganze Welt praktizieren. (Gauthama Buddha)
- Du sollst nicht töten. (Jesus Christus)
- Jemand, der ein Leben rettet, soll sein, als hätte er die ganze lebende Menschheit gerettet. Denn es gibt kein Tier auf Erden und keinen Vogel, der mit seinen Flügeln fliegt, die nicht eine Gemeinschaft bilden würden so wie ihr. (Mohammed)
- Ein Mensch sollte das Gute dem Bösen vorziehen, gute Taten den Sünden, Tugend dem Laster, Licht der Dunkelheit. (Zarathustra)
- Ein Selbst wohnt allen inne. Alle sind Manifestationen des einen Gottes. Wenn Du jemand anderen verletzt, verletzt Du Dein eigenes Selbst. Wenn Du jemand anderem dienst, dienst Du Deinem eigenen Selbst. Liebe alle. Diene allen. Beleidige niemanden. Verletzte niemanden mit Gedanken, Worten oder Taten. (Swami Sivananda)
Bescheidenheit
Bescheidenheit ist ein strahlendes Licht. Sie bereitet den Geist darauf vor, Weisheit zu empfangen, und das Herz darauf, die Wahrheit zu empfangen.
Bescheidenheit ist die Farbe der Tugend. Sie ist für die Tugend nicht nur eine Zierde, sondern auch ein Wächter.
Bescheidenheit verleiht dem eigenen Charakter neuen Glanz. Sie ist eine anspruchsvolle Gnade. Sie ist eine Festung von Schönheit und Tugend. Sie ist die schöne Fassung für den Diamanten von Talent und Genie. Sie ist die größte Zierde eines illustren Lebens. Sie ist das Zubehör der Besonnenheit.
Bescheidenheit ist immer liebenswert. Sie wohnt in einem Herzen, das mit vornehmen Tugenden angefüllt ist.
Bescheidenheit ist eine weibliche Tugend. Sie ist Demut. Sie ist Reinheit von Gedanken und Benehmen. Sie wird eine Gewohnheit. Sie ist Keuschheit. Sie ist Reinheit. Sie ist Mäßigung.
Bescheidenheit ist das Gespür für das, was sich schickt. Sie ist die Abwesenheit der Neigung sich zu überschätzen. Sie ist die Abwesenheit von allem, was den Eindruck sexueller Unreinheit erweckt. Sie ist Reinheit des Benehmens, vor allem Frauen gegenüber.
Bescheidenheit ist Freiheit von Exzess, Übertreibung oder Extravaganz. Sie ist dezente Zurückhaltung oder Korrektheit von Benehmen oder Sprache. Sie ist Reinheit von Gedanken, Charakter, Gefühlt und Verhalten. Sie ist Schicklichkeit. Man spricht von mädchenhafter Bescheidenheit. Man spricht von einem bescheidenen Gelehrten. „Er ist zu bescheiden, um zu sprechen.
“Ein bescheidener Mann oder eine bescheidene Frau haben keinen Dünkel. Genauso wie ein schlichtes Kleidungsstück einer Frau sehr gute Schönheit verleiht, ist anständiges Benehmen oder Bescheidenheit die größte Zierde der Weisheit.
Ein bescheidener Mann oder eine bescheidene Frau ist unaufdringlich oder anspruchslos, unprätentiös. Er ist diszipliniert darin, auf sich aufmerksam zu machen oder sich ins Rampenlicht zu stellen. Er ist frei von Zurschaustellung und Prunk.
Ein bescheidener Mensch prahlt nicht. Er verschließt seine Ohren, wenn er gelobt wird. Er ist frei von Eitelkeit und Stolz. Er ist sehr einfach.
Eine bescheidene Frau ist schamhaft. Sie ist nicht kess. Ein egoistischer Mensch spricht immer von sich selbst, aber ein bescheidener Mensch scheut sich immer, sich zum Gegenstand seiner Konversation zu machen. Die Rede eines bescheidenen Menschen ist immer inspirierend und erhebend. Sie berührt dein Herz. Sie durchdringt dein Herz. Sie atmet Liebe und Weisheit. Sie verleiht der Wahrheit Glanz.
Stell deine Begabungen und Errungenschaften nicht zur Schau. Lobe dich nicht selbst. Sei bescheiden. So werden alle deine Begabungen, Fähigkeiten und Leistungen bewundern und anerkennen. Ein Topf, der mit Wasser gefüllt ist, macht keine Geräusche. Leeres Geschirr macht viel Lärm. Bescheidenheit ist eigentlich Beredsamkeit.
Ein bescheidener Mensch erobert alle Herzen. Er wird von allen respektiert und verehrt. Sei deshalb bescheiden. Entwickle Bescheidenheit in größtmöglichem Ausmaß.
Freundlichkeit
Freundlichkeit ist der Zustand oder die Eigenschaft, freundlich zu sein. Sie ist Entgegenkommen, Menschlichkeit, Sanftheit. Freundlichkeit ist die Gemütsart oder Veranlagung, die dadurch erfreut, dass sie zum Glück anderer beiträgt. Jede Handlung von Wohlwollen, die das Glück oder das Wohlergehen anderer fördert, ist Freundlichkeit. Freundlichkeit ist eine Gnade sehr nahe dem Ebenbild Gottes.
Ein freundlicher Mensch ist dazu veranlagt, anderen Gutes zu tun. Er ist wohlwollend. Er ist gutmütig, zuvorkommend, sanft und liebenswürdig.
Ein freundlicher Mensch gewinnt die Herzen der anderen.
Freundlichkeit ist das billigste aller Dinge. Freundlichkeit zu üben beinhaltet keine großen Schwierigkeiten oder Opfer. Lächle, diene, strahle Freude aus. Sprich freundliche und liebliche Worte. Heitere eine Menschen auf, der sich in Schwierigkeiten befindet.
Freundliche Worte besänftigen, beruhigen und trösten denjenigen, der sie hört.
Freundlichkeit ist die goldene Kette, die die Menschen miteinander verbindet.
Der Himmel steht allen gutherzigen Personen offen.
Ein freundlicher Mensch ist wirklich der König eines enorm großen Gebiets. Er ist in der Tat der Kaiser aller Kaiser.
Ein freundlicher Blick, ein freundliches Wort, eine freundliche Handlung, ein freundliches Lächeln, all das kostet nichts, bringt aber anderen Glück, das man mit Geld nicht kaufen kann. Ihr Wert ist unbezahlbar.
Wer freundliche Gedanken hegt ist immer ruhig und fröhlich. Freundliche Gedanken steigern den Fluss der Lebensenergie in deinem Körper und Geist.
Begehe freundliche Handlungen jetzt. Zaudere nicht.
Freundlichkeit ist so etwas wie ein heilender Balsam. Sie besänftigt Leiden.
Freundlichkeit ist die Sprache, die die Tauben hören und die Stummen verstehen können.
Kleine Tropfen Wasser ergeben einen großen Ozean. Genauso ergeben kleine Taten der Freundlichkeit einen Ozean an Wohlwollen.
Mit „viel Freundlichkeit“ ist weder eine Menge, noch eine Größe gemeint, sondern Freundlichkeit, die sich in vielen Formen offenbart und bei vielen Gelegenheiten an den Tag gelegt wird, viele Taten der Freundlichkeit.
Freundlichkeit ist die direkte Eintrittskarte in das Königreich ewiger Wonne.
Entwickle Freundlichkeit. Sei freundlich zu allen. Du wirst bald Gottesverwirklichung erlangen.
Frieden
Der Frieden, der jegliches Verständnis übersteigt, war seit unvordenklicher Zeit die Achse, um die sich die indische Kultur in alle ihren Aspekten gedreht hat.
Frieden ist der Zustand still zu sein. Er ist Freiheit von Beunruhigung, Ängstlichkeit, Erregung, Unruhe und Gewalt. Er ist Harmonie, Schweigen, Gelassenheit, Ruhe, Erholung. Im speziellen ist er die Abwesenheit oder Beendigung von Krieg.
Frieden ist die eigentliche Natur der Seele oder Atman. Alle Vrittis oder Veränderungen des Geistes werden lösen sich in der Seele auf. Da ist kein Sankalpa oder Gedanke.
Selbstlosigkeit, Leidenschaftslosigkeit, Verhaftungslosigkeit, Freiheit von Ichheit, Meinheit und Begierden, Hingabe zu Gott oder Atman, Selbstbeherrschung, Kontrolle der Sinne und des Geistes bringen Glück und Seelenfrieden.
Nationaler Frieden kommt von Wohlwollen, Mitgefühl, Toleranz und dem rechten Verständnis zwischen Ländern.
Entwickle kosmische Liebe, Liebenswürdigkeit, Vergebung; versteh die Ansichten von anderen.
Der Friede ist nicht im Herzen des fleischlichen Menschen. Der Friede ist nicht im Herzen von Ministern, Rechtsanwälten, Geschäftsleuten, Diktatoren, Königen und Eroberern zuhause. Der Friede ist im Herzen von Yogis, Weisen, Heiligen und spirituellen Menschen.
Frieden kommt von Gebet, Japa, Kirtan, Meditation, guten und erhabenen Gedanken und Verständnis.
Frieden sollte errichtet werden auf rechtem Verständnis zwischen Nationen, gegenseitigem Wohlwollen, einem Streben nach Gemeinwohl und einem höheren Gut.
Sprich, bewege dich, handle in Frieden. Erkenne den erstaunlichen Frieden Gottes, der jegliches Verständnis übersteigt.
Nichts kann dir Frieden bringen außer du selbst. Nichts kann dir Frieden bringen außer der Sieg über das niedere Selbst, der Triumph über deine Sinne und Geist, Wünsche und Begierden.
Wenn du Frieden in deinem Inneren hast, ist es sinnlos, ihn in äußeren Dingen und äußerlichen Quellen zu suchen.
Gier, Wollust, Eifersucht, Neid, Stolz und Egoismus sind die sechs Feinde des Friedens. Der Frieden wohnt nicht in äußeren Dingen, sondern in der Seele. Ziehe dich von äußeren Dingen zurück, meditiere und ruhe in deiner Seele. Du wirst jetzt immerwährenden Frieden verwirklichen.
Frieden ist ein wertvolles Juwel. Er ist ein unbezahlbarer Schatz.
Frieden ist der glückliche, natürliche Zustand des Menschen. Er ist sein Geburtsrecht. Krieg ist seine Korruption, seine Schmach und seine Schande.
Der Frieden Gottes erfüllt dein Herz. Verwirkliche Seinen höchsten Frieden durch
Meditation und Hingabe.
Fröhlichkeit
I.
Fröhlichkeit ist der Zustand oder die Eigenschaft, freudig, lebhaft und guter Stimmung zu sein.
Fröhlichkeit erleichtert Krankheit und die Last des Lebens, Armut und Leiden, sie verleiht wunderbare Stärke und Durchhaltevermögen.
Ein fröhlicher Mensch erledigt in derselben Zeit mehr Arbeit, er macht sie besser und hält dabei länger durch als ein freudloser Mensch.
Sei immer fröhlich. Fröhlichkeit ist das beste Stärkungsmittel. Sie verleiht strahlende Gesundheit und Frieden.
Ein liebenswürdiger, mitfühlender Mensch wird immer guter Laune sein. Fröhlichkeit ist Gesundheit. Sie macht den Geist ruhig. Sie verleiht Langlebigkeit. Sie stärkt das Herz.
Das Leuchten eines fröhlichen Gesichts breitet sich von alleine aus. Du wirst von der Gegenwart eines fröhlichen Menschen erfrischt.
Ein fröhlicher Mensch ist wie ein sonniger Tag. Er strahlt Glanz auf alle um ihn herum aus.
Sei fröhlich, lieb und lächelnd. So wirst Du sehr gesund werden und Gesundheit in alle Richtungen ausstrahlen.
Fröhlichkeit ist ein Indikator für einen glücklichen Geist und ein reines, gutes Herz. Sie ist eine Eintrittskarte und eine Empfehlung in der Gesellschaft.
Ein fröhlicher Mensch ist ein öffentlicher Wohltäter. Er erfreut die Herzen aller.
Es gibt keinen besseren Freund als gute Laune.
Der Ansteckungseffekt guter Laune hat eine wunderbare Auswirkung. Er transformiert Depression in Heiterkeit, Freiheit von Krankheiten und Gesundheit.
Gute Laune ist eine Gewohnheit des Geistes. Heiterkeit ist eine gelegentliche Erregung des animalischen Geistes. Frohsinn oder Lustigkeit sind lärmende Vergnügung.
Ein fröhlicher Mensch lächelt; ein lustiger Mensch lacht; ein lebhafter Mensch tanzt; ein ausschweifender Mensch gönnt sich Vergnügungen.
II.
Gute Laune ist eine freudige Geistesverfassung.
Ein fröhlicher Mensch ist voll von guten Lebensgeistern. Er ist lebhaft. Er strahlt überall Freude aus.
Fröhlichkeit ist ein mächtiges geistiges Stärkungsmittel.
Ein fröhlicher Geist stärkt den Kopf und macht einen standhaft in gutem Verhalten.
Sei immer gut gelaunt. Kultiviere Fröhlichkeit. Trage ein fröhliches Lächeln in einem fröhlichen Gesicht.
Ein fröhlicher Mensch ist ein öffentlicher Wohltäter. Er macht andere glücklich und fröhlich. Es gibt keinen besseren Freund als gute Laune.
Gute Laune ist ansteckend. Sie hat eine wunderbare Wirkung auf andere. Sie transformiert Dunkelheit zu Licht, Depression in Heiterkeit und Krankheit in Gesundheit.
Fröhliche Menschen haben ein langes Leben. Sie sind gesund, strahlend und dynamisch.
Fröhlichkeit ist die Seele. Sie ist ein Abkömmling der Güte. Sie ist ein Schönheitsmittel.
Ein fröhlicher Mensch gewinnt leicht Freunde. Er wird von allen angezogen.
Was Sonnenschein für Blumen ist, ist fröhliches, glückliches Lächeln für die Menschheit.
Gute Laune ist ein Trost in Einsamkeit und Verzweiflung. Sie erleichtert Krankheit, Armut und Leiden.
Die Kraft von Fröhlichkeit ist wunderbar. Gute Laune ist eine Stärke. Ein fröhlicher Mensch hat großes Durchhaltevermögen. Er macht in derselben Zeit mehr, macht es besser und ist dabei ausdauernder als ein freudloser Mensch.
Fröhlichkeit ist Gesundheit, Freudlosigkeit ist Krankheit.
Ein Mensch, dessen Herz voller Liebenswürdigkeit, Wohlwollen und Mitgefühl ist, wird immer guter Laune sein.
Frohsinn ist eine Handlung. Fröhlichkeit ist eine Gewohnheit des Geistes. Frohsinn ist kurz und vergänglich. Frohsinn ist wie der Blitz eines Gewitters. Fröhlichkeit ist unveränderlich und dauerhaft.
Fröhlichkeit ist eine Freundin der Gnade. Sie stimmt das Herz darauf ein, Gott zu preisen. Ein gut gelaunter Mensch kann lange Zeit meditieren.
Es gibt einige Menschen, die fröhlich geboren wurden. Das ist eine Folge ihrer früheren guten spirituellen Samskaras oder Eindrücke.
Ein aufmunterndes Wort heitert andere spontan auf.
Die eindeutige Absicht eines aufmunternden Wortes ist es, aufzumuntern und zu ermutigen.
Vergnügung, Frohsinn, Lustigkeit, Munterkeit, Freude, Ausgelassenheit, Aufgewecktheit, Schwung und Lebhaftigkeit sind Synonyme für Fröhlichkeit.
Geduld
Geduld ist die Eigenschaft, geduldig zu sein oder dazu in der Lage, gelassen zu erdulden. Sie ist die Eigenschaft, Schmerz auszuhalten ohne zu klagen.
Es ist nicht leicht, einen geduldigen Menschen zu reizen. Er bleibt sogar unter widrigen Umständen ruhig und gelassen.
Geduld ist Stärke. Sie ist die Unterstützung von Schwäche. Sie ist die größte und erhabenste Kraft. Geduld kann Wunder wirken. Sie kann Berge versetzen. Geduldiges Arbeiten kann alles erreichen aus dieser Welt. Sie wird jedes Hindernis auf der Suche nach der Wahrheit überwinden. Ein geduldiger Mensch kann haben was immer er will.
Alles kommt zu dir, wenn du nur abwartest. Warten zu können ist das große Geheimnis des Erfolgs. Geduld ist die Wurzel aller Freuden. Geduld entwickelt Willenskraft und Durchhaltevermögen.
Geduld ist nicht passiv. Sie ist Gleichgültigkeit. Sie ist konzentrierte Stärke. Sie ist die Säule menschlichen Friedens auf dieser Welt.
Geduld ist der Hauptbestandteil der Weisheit. Sie ist der feinste und würdigste Bestandteil von Standhaftigkeit und Langmut. Sie ist der Schlüssel zu Zufriedenheit. Sie ist der Mut des Eroberers.
Sei geduldig in kleinen Dingen. Lerne die täglichen Versuchungen und Ärgernisse still und ruhig zu ertragen. Du wirst große Stärke entwickeln und schwere Unglücksfälle, Entbehrungen, Leiden und Widrigkeiten ertragen.
Geduld stärkt den Geist, macht das Wesen sanfter, unterdrückt Ärger, entwickelt Willenskraft, lässt Eifersucht erlöschen, bändigt Stolz, kontrolliert das Sprechorgan, hält die Hand zurück.
Geduld ist die Schwester oder Tochter der Tapferkeit. Geduld ist Genie.
Geduld ist bitter, aber ihre Früchte sind extrem süß.
Geduld ist die Seele von Frieden. Sie macht den Menschen göttlich. Die besten Menschen, alle Weisen, Yogis und Sanyasins [Mönche] hatten immense Geduld. Sie war ihre Zierde oder Kronjuwel.
Geduld ist das spezielle Heilmittel zur Kontrolle von Ärger. Sie ist eine Penizillinspritze, die Ärger abtötet.
Geduld ist passive Tapferkeit. Sie ist die Gewohnheit des Geistes, die sich im passiven Erdulden aller Übel zeigt, denen der Menschen ausgesetzt ist.
Geduld ist unbeirrte, unverzagte Beharrlichkeit. Genie ist Geduld. Sie ist die Übung von unveränderlichem Durchhaltevermögen oder Beharrlichkeit bei jeder Arbeit oder Aktivität oder in der Verfolgung eines erstrebten Ziels.
Man sagt: „Rama hat Geduld beim Studieren.“
Geduld kann auch eine aktive Kraft haben, die auf klagelose Stetigkeit beim Tun hinweist, so wie beim Bestellen des Ackers, beim Schälen der „Chilgosa“ [die essbaren Samen des zur Gattung der Kiefern gehörenden „Pinus gerardiana“ genannten Baums], u.s.w. Da ist unermüdliche Energie vorhanden.
Durchhaltevermögen härtet gegen Leiden ab und kann lediglich stur sein. Es kann dazu geschaffen sein passive Kraft zu haben, so wie man von „passiver Duldungskraft“ spricht.
Standhaftigkeit ist Durchhaltevermögen, das durch Mut beseelt wird. Geduld ist nicht so hart wie Durchhaltevermögen, nicht so zurückhaltend wie Unterwerfung. Unterwerfung ist gewöhnlich und Resignation bezieht sich auf Angelegenheiten von großem Gewicht, während Geduld eher für kleinere Sorgen und Ärgernisse verwendet wird.
Langmut bedeutet, sich der Vergeltung oder Rache zu enthalten. Geduld heißt, sich auch bei schikanösem Verhalten anderer Freundlichkeit des Herzens zu bewahren. Langes Leiden ist fortwährende Geduld.
Geduld bezieht sich auf Ruhe oder Selbstbeherrschung des eigenen Geistes; Resignation ist Unterwerfung unter den Willen eines anderen.
Geduld existiert in oder inmitten von Leiden. Es gibt Geduld Gegnern oder Angreifern gegenüber. Auch in Bedrängnis ist Geduld möglich. Man spricht jedoch nicht von Geduld gegenüber Hitze, Kälte oder Hunger.
Geduld beinhaltet stilles Erdulden oder Langmut unter Bedrängnis, Schmerz, Verletzung, Beleidigung, Spannung, Unglück oder Provokation.
Ein geduldiger Mensch hat ein ruhiges, gelassenes Wesen. Er hat Duldungskraft ohne Murren, Wehleidigkeit oder Vergeltung.
Geduld ist auch die Handlung oder die Eigenschaft, ohne Unzufriedenheit auf Gerechtigkeit oder etwas erwartetes Gutes zu warten.
Ein geduldiger Mensch hat keine Eile. Er ist weder übereifrig, noch ungestüm.
Gelassenheit (Sama)
Gelassenheit ist der Zustand oder die Eigenschaft, gelassen zu sein. Sie ist Ruhe oder Leichtigkeit des Geistes oder Frieden.
Gelassenheit ist Ausgeglichenheit des Gemüts. Gelassenheit ist ein ungestörter Geisteszustand.
Ein gelassener Geist ist ungetrübt oder unerschüttert.
In einen gelassenen Geist steigt nur das Göttliche Licht hinab.
Gelassenheit entsteht, wenn du alle Sehnsüchte und Begierden auslöschst. Sehnsüchte und Begierden verursachen Ruhelosigkeit.
Wenn du gelassen bist, ist das die größte Erscheinungsform von Kraft und Stärke.
Eile dich nicht. Sorge dich nicht. Bedauere nicht. Schäume nicht vor Wut. Kontrolliere Reizbarkeit. Kontrolliere dein Gemüt. Sei zufrieden. Du wirst einen gelassenen Geist haben.
Praktiziere täglich Gebet, Japa, Meditation. Du wirst Gelassenheit haben.
Gelassenheit bekommt man nicht in einem Tag oder einer Woche. Du wirst eine lange Zeit hart darum ringen müssen, diese grundlegende göttliche Tugend zu entwickeln.
Gelassenheit ist die oberste Tugend in der Gruppe von Shatsampat oder dem sechsfachen Reichtum oder dem vierfachen Sadhana des Jnana Yoga.
Sei gelassen. Meditiere und wisse, dass du der alles durchdringende, unsterbliche
Atman oder die Seele bist.
Gleichmut
Gleichmut ist Gleichförmigkeit oder Ausgeglichenheit des Geistes oder des Gemüts. Sie ist ein ausgeglichener Geist in Freude und Schmerz, in Erfolg und Scheitern, Ehre und Schande, Lob und Tadel.
Gleichmut ist eine gefasste Gemütsart, insbesondere Ruhe und Stabilität des Geistes, mitten unter schwierigen Umständen.
Die Vortrefflichkeit von Gleichmut kann gar nicht genug gerühmt werden. Der Mensch, der mit dieser Tugend ausgestattet ist, wird durch widrige Umständen nicht entmutigt und durch günstige Umstände nicht in Hochstimmung versetzt. Er ist umgänglich zu anderen und zufrieden mit sich selbst.
Wer mit Gleichmut ausgestattet ist, bleibt jederzeit und in allen Lebenslagen gelassen. Er trägt Verluste mit Gleichmut.
Ein Jivanmukta hat stets einen ausgeglichenen Geist oder Gleichmut oder Gelassenheit. Er hat eine perfekte, unerschütterliche Balance des Geistes, die in Erkenntnis, Intuition oder Atman verwurzelt ist.
In dieser von Gegensatzpaaren geprägten Welt wird der Mensch von verschiedenen Wogen an Gefühlen hin und hergeworfen. Jetzt bekommt er Gewinn, Erfolg, Ehre und Ruhm. Im nächsten Moment bekommt er Scheitern, Verlust, Schande, Tadel und Enttäuschung. Wer einen ausgeglichenen Geist oder Gelassenheit hat, kann auf dieser Welt freudig und friedlich zurechtkommen.
Verwurzele Dich in Deinem eigenen unveränderlichen, all-wonnevollen Atman im Inneren durch Disziplinierung des Geistes und der Sinne. Nur dann wirst Du für immer friedlich ruhen. Keine weltliche Welle kann Dich aus der Fassung bringen. Du wirst still im Grundgestein Deines innersten Selbst im Inneren ruhen, das ein Ozean von Frieden ist.
Samatvam oder Gleichmut ist Yoga. Diesen Zustand zu erlangen erfordert ständige Wachsamkeit, Durchhaltevermögen, Geduld und vollkommene Disziplin des Körpers, der Geistes und der Sinne. Dieses Bestreben ist nicht in einem Tag, einer Woche oder einem Monat zu schaffen.
Denke ohne Unterlass an den "Samam Brahman", der allen Lebewesen gleichermaßen innewohnt. Dann wirst Du allmählich Gleichmut entwickeln.
Merze Wünsche, Begierden, Anhaftungen, Mögen und Nicht-mögen aus. Entwickle Unterscheidungskraft, Gelassenheit, Leidenschaftslosigkeit, Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle und Selbstverleugnung. So wird sich langsam Gleichmut in Dir einnisten.
Großzügigkeit
Großzügigkeit ist Vornehmheit oder Freizügigkeit des Naturells. Das Wesen von Großzügigkeit ist Selbstaufopferung. Ein großzügiger Mensch ist freigebig. Großzügigkeit ist eine Veranlagung freizügig zu geben oder Gefallen herzlich zu erweisen. Sie ist die Handlung oder Praxis frei und freundlich zu geben. Sie ist Wohltätigkeit und Freigebigkeit. Ein großzügiger Mensch hat ein großes und edelmütiges Herz. Seine Nächstenliebe ist überströmend.
Ein großzügiger Mensch ist mit einer vornehmen Veranlagung ausgestattet. Er ist höchst nachgiebig und höflich in seinem Verhalten seinen Untergebenen gegenüber. Großzügigkeit ist die Begleiterscheinung einer hohen Geburt. Ein großzügiger Mensch gibt und gibt. Sein Herz ist erfüllt von Mitleid. Mitleid und Wohlwollen sind die Begleiter der Großzügigkeit. Großzügigkeit während des Lebens unterscheidet sich von Großzügigkeit im Zeitpunkt des Todes. Erstere resultiert aus Freizügigkeit und Wollwollen, letztere aus Stolz oder Angst. Freizügigkeit, Freigebigkeit, Großmut, Wohltätigkeit, Fülle sind Synonyme von Großzügigkeit.Großzügig bezieht sich auf aufopfernde Herzlichkeit des Gebers, freizügig auf die Menge der Gabe. Man ist großzügig aufgrund einer Liebenswürdigkeit des Herzens, die sich eher an der Fürsorge erfreut als an der Bestrafung eines Beleidigers. Ein Kind mag sich im Geschenk eines Apfels großzügig erweisen, ein Millionär macht eine freigebige Spende. Eine freigebige Gabe ist ungeheuer groß, was immer das Motiv des Gebers auch sein mag.
“Uneigennützig“ bezieht sich auf den Gedanken der eigenen Selbstverleugnung. Man ist großmütig aufgrund einer Größe der Seele, die sich über Verletzung und Beleidigung erhebt. Unwürdiges, engstirniges, gemeines, geiziges, knausriges, knickeriges, kleinliches Wesen ist das Gegenteil eines großzügigen Wesens.
Hoffnung
Ein Verlangen nach etwas Gutem, mit der Erwartung es zu erlangen, oder ein Glauben an etwas, der erreichbar erscheint, ist Hoffnung. Hoffnung ist Vorfreude. Hoffnung ist ein Ansporn. Hoffnung ist ein Stärkungsmittel. Der Mensch lebt hier allein aufgrund von Hoffnung. Er hofft besser zu werden. Er hofft etwas zu bekommen, das ihm Trost, Befriedigung, Annehmlichkeit, Frieden, Wonne und Unsterblichkeit verschaffen wird.
Große Dinge werden nie getan, auch kleine Erfolge werden nie erreicht, wenn es keine Hoffnung gibt.
Hoffnung ist der Balsam und der Lebenssaft der Seele. Hoffnung gibt dir Stärke. Hoffnung treibt dich dazu an und drängt dich dazu, zu kämpfen, zu streben, zu erreichen und zu erlangen.
Der Mensch hofft immer etwas zu erreichen und immer noch besser zu werden. Der natürliche Flug des Geistes geht von Hoffnung zu Hoffnung.
Nil desperandum. Verzweifle nie. Das Leben beginnt jeden Morgen von neuem. Schau nicht in die Vergangenheit. Sei immer hoffnungsvoll. Du wirst erfolgreich sein.
Hoffnung ist dein Gefährte. Hoffnung ist die Mutter des Erfolgs. Hoffnung ist die Stütze, die dich aufrecht hält und Hoffnung gibt dir Glück. Hoffnung treibt dich zu nie gekannten Höhen von Herrlichkeit und Ruhm. Hoffnung führt dich auf einem angenehmen Pfad durchs Leben. Hoffnung inspiriert und ermutigt. Sie führt dich auf eine leichtere und angenehmere Weise zum Ende deiner Reise.
Jeder Mann und jede Frau auf dieser Welt stützen sich auf Hoffnung. Ein Medizinstudent hofft, ein berühmter Arzt mit einer florierenden Praxis zu werden. Ein junges Mädchen hofft, einen schönen, intelligenten reichen Mann zu heiraten. Ein Geschäftsmann hofft Millionär zu werden. Ein Amtsrichter hofft Richter am Landgericht zu werden.
Das Herz ist das Organ, da als letztes aufhört zu funktionieren. Die Hoffnung ist das letzte, was im Menschen erstirbt.
Du lebst nicht von dem, was du hast, sondern von dem, was du dir erhoffst.
Hoffnung ist was uns willkommen ist. Erwartung ist entweder willkommen oder unwillkommen. Vertrauen und Zuversicht kennzeichnen Abhängigkeit von einer Person oder einer Sache, die das ersehnte herbeiführen soll.
Die Verheißungen der Hoffnung sind sehr süß.
Wer hofft, hilft sich selbst.
Gib vergebliche Hoffnungen auf. Hefte deine Hoffnung nicht auf etwas jenseits der Grenzen des Wahrscheinlichen.
Sei stark in der Hoffnung, oh Herz! Oh glücksverheißende Hoffnung! In Deinem süßen Garten wachsen die Blumen des Erfolgs und des Glücks.
Mitgefühl (Karuna)
Mitgefühl ist das Mitleid oder der Kummer über die Leiden eines anderen.
Mitgefühl öffnet der Freiheit Tür und Tor und expandiert das Herz. Es bringt das von Sünden verhärtete Herz von weltlichen Menschen zum Schmelzen und macht sie so weich wie Butter.
Das Herz eines Heiligen, Weisen oder Yogis ist angefüllt mit Mitgefühl.
Mitgefühl führt zur Erlangung von Frieden oder Chittaprasada 150 .
Mitgefühl ist Kummer oder Mitleid verbunden mit einem Verlangen danach zu helfen oder jemandem etwas zu ersparen, ausgelöst durch das Leiden oder die Not eines anderen oder von anderen. Es ist Mitleid mit Schmerz oder Kummer, das einen dazu antreibt, den Schmerz oder den Kummer anderer lindern zu wollen.
Der Tau von Mitgefühl ist eine Träne.
Durch Mitgefühl machst Du das Elend eines anderen zu deinem eigenen und deshalb erleichterst Du auch dich selbst, indem du anderen Erleichterung verschaffst.
Mitleid, Beileid, Zusammengehörigkeitsgefühl, Anteilnahme, Liebenswürdigkeit, Güte und Nachsicht sind Synonyme für Mitgefühl.Die meisten Menschen sind teilnahmslos. Sie haben kein Mitgefühl. Sie sind völlig selbstsüchtig. Es mag sein, dass sie ihrer Tochter ein Auto für 15.000 Rupien schenken. Es kann auch passieren, dass sie 3.000 Rupien für Benzin ausgeben. Aber sie werden keine Rupie ausgeben, um das Leid der Armen zu lindern. Ihr Augen und Ohren sind verschlossen. Sie hören die Hilferufe der Menschen in Not nicht. Sie sehen die Flut der Tränen nicht, die ihre Nachbarn vergießen. Sie verschließen ihre Türen und essen Rasagulla, Kalakand und Parottas.
Die ganze Welt ist eine Familie. Alle sind Kinder Gottes. Die ganze Welt ist dein Wohnsitz. Teile mit anderen was du hast. Trockne die Tränen derer, die leiden. Gott wird dich segnen.
Entwickle Mitgefühl. Habe ein sanftes, weiches Herz. Erkenne und verstehe die Leiden anderer und sei allzeit dazu bereit, ihnen zu helfen.
Mitgefühl ist Stärke. Es verleiht Kraft und Freude. Es bereitet deinen Geist auf das Herabsteigen des göttlichen Lichts vor.
Möge Mitgefühl in deinem Herzen aufsteigen!
Mut
Mut ist Tapferkeit, ein unerschrockener Geist, Furchtlosigkeit, Kühnheit. Er ist die Fähigkeit, die es den Menschen ermöglicht, Gefahren ohne Angst zu begegnen.
Mut vergrößert deine Möglichkeiten, Feigheit verringert sie.
Abhayam ist Mut oder Furchtlosigkeit. Im 16. Kapitel der Gita steht diese Tugend an erster Stelle. Kein spiritueller Fortschritt ist möglich ohne Mut. Mut ist ein wesentlicher Bestandteil eines hohen Charakters.
Es kann keine Wahrheit geben ohne Mut, du kannst nichts auf der Welt tun ohne Mut. Er ist die höchste Tugend des Geistes.
Mut triumphiert. Mut ist erfolgreich. Mut siegt.
Mut ist die Eigenschaft des Geistes, die den Menschen in die Lage versetzt, Gefahren, Widerständen und Schwierigkeiten mit Entschlossenheit, Gelassenheit und Unerschrockenheit oder ohne Furcht oder Niedergeschlagenheit zu begegnen.
Körperlicher Mut und moralischer Mut sind nötig, um ein bedeutender Mensch zu sein. Moralischer Mut ist eine höherrangige Tugend als körperlicher Mut, er ist sehr erhebend.
Physischer Mut beruht auf körperlicher Kraft und Unerschrockenheit. Moralischer Mut ist die Eigenschaft, die einen dazu in die Lage versetzt, einen Kurs beizubehalten, den man für richtig erachtet, auf dem einem aber Verachtung, Missbilligung oder Herabsetzung widerfahren kann.
Wahrer Mut ist nicht die brutale Kraft vulgärer Helden, sondern die bestimmte Entschlossenheit von Tugend und Vernunft. Der Mut eines Soldaten in der Schlacht ist rajaso-tamasig, aber der Mut eines Strebenden, Weisen oder Heiligen ist sattvig. Ersterer ist die Härte der Unbesonnenen und Törichten, Letzterer ist der Mut der Weisen.
Haben keinen angetrunkenen Mut, sondern sei wirklich mutig. Angetrunkener Mut ist falscher Mut, der durch Trinken erzeugt wird. Er verfliegt schnell, wenn die Wirkung des Alkohols nachlässt. Mut muss wesentlicher Bestandteil deiner wahren Natur werden.
Habe den Mut deiner Überzeugungen. Habe den Mut, deinen Ansichten und Meinungen zu folgen oder dich in Übereinstimmung mit ihnen zu verhalten.
Fasse Dir immer ein Herz, um dich auf etwas Wagemutiges vorzubereiten.
Mut ist das härtere Holz, aus dem Helden geschnitzt sind.
Wenn du Mut und Zuversicht hast, kannst Du alles auf dieser Welt erreichen. Mut ist der Ursprung allen Erfolgs. Unmögliche Dinge werden möglich, wenn du Mut und Zuversicht hast.
Deine Stärke entspricht direkt proportional deinem Mut. Deine Fähigkeit Taten auszuführen steht in Übereinstimmung mit deinem Mut und deiner Zuversicht.
Du magst Mut haben, wenn alles gut läuft, aber es ist schwierig, in Zeiten von Panik und Gefahr Mut zu haben. Ein wirklich mutiger Mensch ist derjenige, der keine Furcht kennt, wenn ihm Gefahr auf den Fersen folgt, und anderen mit gelassener Geisteshaltung hilft.
Tapferkeit, Unerschrockenheit, Heldenmut, Kühnheit, Standhaftigkeit, Furchtlosigkeit, Wagemut, Heldentum, Edelmut, Verwegenheit, Eifer und Courage sind Synonyme von Mut.
Feigheit, Angst, Schrecken, Furchtsamkeit, Verzagtheit und Memmenhaftigkeit sind Gegenteile von Mut.
Meditiere ohne Unterlass auf den absolut furchtlosen Atman oder die unsterbliche Seele, die in den Kammern deines Herzens wohnt. Du wirst eine Verkörperung von Mut werden.
Optimismus
Optimismus ist die Lehre, dass alles zum Besten bestellt ist. Er ist die Veranlagung, einen heiteren, hoffnungsvollen Blick auf die Dinge zu haben.
Optimismus ist die Lehre oder die Auffassung, dass alles in der Natur und der Geschichte der Menschheit zum Besten bestellt und die Ordnung der Dinge im Universum darauf zugeschnitten ist, das höchste Gute hervorzubringen.
Optimismus ist die Lehre, dass das Universum zu einem besseren Zustand tendiert.
Er ist die Veranlagung zu glauben, dass – mögen die Dinge auch gegenteilig erscheinen – was immer geschieht richtig und gut ist. Er ist ein heiteres Naturell im Gegensatz zu Pessimismus.Pessimismus ist das Gegenteil von Optimismus.
Ein Optimist sieht in jeder Schwierigkeit eine Chance; ein Pessimist sieht in jeder Chance eine Schwierigkeit.
Jede Situation hat eine positive Seite. Nimm eine hoffnungsvolle, zuversichtliche Geisteshaltung an. Dann ist die Schwierigkeit schon halb bewältigt, bevor du überhaupt anfängst, dich mit ihr zu befassen.
Ein Optimist bekommt das Beste vom Leben. Er hofft das Beste und macht das Beste aus Menschen und Umständen und denkt das Beste von den Menschen.
Optimismus ist Hoffnung. Er ist ein gutes Leben. Er rettet Menschen.
Wie kann die Existenz des Bösen mit der Güte Gottes in Einklang gebracht werden? Optimismus beantwortet die Frage indem er bekräftigt, dass das Böse der notwendige Vorläufer des Guten ist.
Optimismus wird dich glücklich und heiter machen. Der Unfall ist nicht so schlimm wie befürchtet. Der Hügel ist nicht so steil, wie du gemeint hast, bevor du begonnen hast ihn zu besteigen. Die Schwierigkeit ist nicht so groß wie erwartet. Die Dinge erweisen sich besser als erhofft.
Sanftheit
Sanftheit ist der Zustand oder die Eigenschaft, von mildem und kultivierten Benehmen und milder Veranlagung zu sein. Sanftheit ist Zartheit des Gefühls. Sie ist Liebe und Rücksichtnahme. Sie ist Mitleid.
Sanftheit ist eine weiche und anmutige Veranlagung. Sie ist Milde. Sie ist Fügsamkeit. Sie ist Abwesenheit von Grobheit.
Ein sanfter Mensch ist liebenswürdig, wohltuend und zuvorkommend. Sein Benehmen ist höflich. Er ist frei von Unhöflichkeit und Härte. Er ist wonnig und weich. Sanftheit bereinigt, was immer an deinem Benehmen anstößig ist.
Wenn jemand sanft ist heißt das nicht, dass er schwach und unfähig wäre. Nur die Starken können wirklich sanft sein. Nichts ist so stark wie Sanftheit. Ungezogenheit oder Härte ist ein Zeichen von Schwäche, Unwissenheit, Unhöflichkeit und Unerfahrenheit.
Sanft beschreibt die natürliche Veranlagung; zahm was durch Ausbildung unterworfen wurde; mild impliziert ein Gemüt, das von Natur aus nicht leicht provoziert wird; sanftmütig einen Geist, der durch Disziplin oder Leiden zu Milde erzogen wurde.
Stille
Stille ist der Zustand, still zu sein. Sie ist Abwesenheit von Ton oder Sprache. Sie ist Ruhe.
Stille ist Brahman oder das Absolute.
Stille ist wie Schlaf. Sie spart Energie und erfrischt dich.
Stille ist eine mächtige Waffe. Nur sehr wenige von uns sind stark genug, sie zu schwingen.
Stille ist der Tod für einen redseligen Menschen. Sie ist aber Nektar für einen spirituell Suchenden oder einen Muni.
Wahre Stille ist Erholung für den Geist. Alle Gedanken verebben. Da ist vollkommener Friede.
Stille ist eine große Tugend. Sie vermeidet Auseinandersetzungen und unnötige Diskussionen und verhindert Sünde.
Stille ist Beredsamkeit. Stille ist größer als Sprechen.
Sei still und höhere die innere Stille der Seele.
Stille von Worten ist gut; aber Stille von Sehnsüchten und Leidenschaften ist besser, da sie Ruhe des Geists begünstigt. Am allerbesten aber ist Stille von allen Gedanken, da sie zu Selbstverwirklichung führt.
In der Stille liegt eine große Kraft. Stille verleiht Frieden und Stärke.
Viele erhabene Errungenschaften werden in der Stille bewirkt. Sei still und erkenne dich selbst.
Toleranz
Toleranz bedeutet, verletzende Menschen oder Meinungen zu ertragen.
Toleranz ist Freiheit von Fanatismus. Sie ist ein Geist von milder Nachsicht.
Toleranz ist eine Veranlagung zu tolerieren oder nicht zu beurteilen oder bei unterschiedlichen Meinungen, Verhalten oder ähnlichem nicht hart und rigoros damit umzugehen.
Du hast die Weisheit nicht gepachtet. Kritisiere nicht herabsetzend. Die Wege und Meinungen deines Nachbarn mögen nicht deine sein. Sie können jedoch nichtsdestotrotz genauso gut sein.
Verurteile nie hart, sondern urteile gerecht. Seid freundlich und liebenswürdig zueinander. Sei tolerant.
Religiöse Toleranz ist notwendig. Sie wird religiöse Harmonie im Land etablieren.
Selbst unter den besten Menschen gibt es die verschiedensten Meinungen. Das sollte jedoch keinen Hass hervorrufen. In der Natur gleicht kein Geist dem anderen.
Intoleranz ist ein Verbrechen.
Habe eine weite Sicht. Habe eine breite Perspektive. Gib jedermann Raum in deinem Herzen, den Anhängern aller Religionen. Sei so weit wie der Himmel.
Toleranz in der Religion ist absolut die beste Frucht aller Bemühungen und Anstrengungen.
Toleranz führt zu Wonne.
Da es Menschen mit verschiedenen Temperamenten, Fähigkeiten und Geschmäckern gibt, sind unterschiedlicher Denkschulen, Kulte und Vereinigungen notwendig. Die Anhänger von Kulten oder Sekten sollten ein weites Herz haben und andere Sekten auch einzubeziehen. Die grundlegenden Prinzipien oder wesentlichen Elemente aller Religionen sind gleich. Man sollte vollkommene Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen haben. Kulte und religiöse Gruppierungen helfen dem Schüler zu wachsen, aber letzten Endes gipfeln sie in Vedanta.
Während der Lebenszeit ihrer Gründer funktionieren nur manche Kulte, religiöse Gruppierungen, Sekten, Vereinigungen und Institutionen gut. Wenn sie gestorben sind erhalten die Anhänger den Wesenskern der Institution jedoch nicht intakt. Gurutum schleicht sich ein. Selbstsucht ergreift und überwältigt die Leiter der Institution. Sie werden zu geldgierigen Konzernen. Der ursprüngliche süße spirituelle Duft verblasst und verschwindet schrittweise. Die Anhänger verunsichern den Geist anderer, indem sie deren Glauben verächtlich machen und ihren eigenen Kult oder Vereinigung preisen und fügen der Bevölkerung dadurch viel Schaden zu.
Die Leute beginnen mit Handel im Namen der Religion. Das ist der Grund, warum manche Kulte, Sekten, religiöse Gruppierungen und Vereinigungen anstatt dynamische spirituelle Zentren zu sein letztendlich zu wahren Kampfzentren werden. Sie ziehen sich nicht in die Abgeschiedenheit zurück, um rigoros Tapas und Sadhana zu praktizieren. Sie sind nicht mit Leidenschaftslosigkeit, Verzicht und Unterscheidungskraft gesegnet. Sie haben eine großsprecherische Sprache. Sie reden von der vierten Religion, dem fünften Ort, der siebten Sphäre etc. Die Institution, die während der Lebenszeit ihrer Gründer einmal deren spirituellen Ruhm und Ehre genoss, verkommt aufgrund Mangels an dynamischem, spirituellem Personal, das sie führen könnte, zu einer bloßen gesellschaftlichen Einrichtung. Rein Verstanduelles Verständnis von Wahrheiten oder Eloquenz oder große Reden machen niemanden zu einem Yogi oder Weisen.
Wer sagt, Gott Krishna oder Gott Rama wären nur niedere Persönlichkeiten, versteht nichts von Religion und Philosophie.
Ein berühmter Arzt, ein Dr. med., aus dem Punjab begab sich an einen bestimmten Ort, um den Leiter einer speziellen Glaubensrichtung zu treffen. Er hörte ihn sagen. „Gott Krishna ist nur eine niedere Persönlichkeit.“ Er verließ den Ort sofort und glaubte ihm nicht. Er hat mir später erzählt, dass er vollstes Vertrauen in folgendes Sloka 268 aus der Gita hat: „Es gibt nichts Höheres als mich, oh Arjuna. All das ist auf mir aufgefädelt wie eine Reihe von Perlen auf einer Schnur“ (Kap. VII. 7).
Zu sagen, Krishna sei nur auf einer untergeordneten Bühne und dass man Shanti nur durch diesen Glauben allein erlangen könne, ist höchst bedauernswert. Manche sagen: „Tritt unserem Kult, Glauben oder Vereinigung bei, dann wirst du Darshan des Herrn in 15 Tagen erlangen. Wenn du unserem Glauben oder Kult beitrittst, wirst du auch über Para Brahman hinausgehen. Du kannst Frieden und Mukti nur durch unseren Glauben und Kult erlangen.“ Das ist vollkommene Intoleranz und Beschränktheit.
Höre auf das, was Gott Krishna selbst in der Gita sagt: „In der Weise, wie die Menschen zu Mir kommen, werden sie von Mir belohnt; auf jede Weise beschreiten die Menschen meinen Weg, oh Arjuna“.
Möge der Herr dich mit umfassender Toleranz und einem großen Herzen und segnen. Mögest du frei von Nörgeln und Mäkelei sein. Mögest du das Einssein oder die Einheit von Atman erkennen. Mögest du andere mit göttlicher Liebe umarmen. Möget ihr alle die Einheit aller Religionen verwirklichen. Mögest du nicht in religiösen Auseinandersetzungen und Debatten schwelgen. Möget ihr alle still in eurem eigenen wonnevollen und stillen Selbst ruhen und die ewige Wonne darin durch tiefe Meditation genießen.
Om Shanti! Shanti! Shanti!
Wohlwollen
Wohlwollen heißt auf lateinische „benevolentia“, gutes Gefühl; bene: gut, volens: wollen, wünschen.
Wohlwollen ist die Neigung, Gutes zu tun. Es ist eine milde Gabe, insbesondere zur Unter-stützung der Armen. Es ist ein Akt der Liebenswürdigkeit. Es ist Großzügigkeit.
Wohlwollen ist die Neigung, das Wohlergehen oder den Trost anderer anzustreben. Es ist die Sehnsucht Leiden zu lindern oder Glück zu begünstigen. Es ist Menschenliebe, Herzensgüte oder Mildtätigkeit.
Wohlwollen ist die allumfassende Tugend. Um Wohlwollen zu vervollkommnen erfordert das moralische Empfinden des Menschen alle anderen Kardinaltugenden, und zwar sowohl des Willens, als auch des Urteilsvermögens. Alle diese anderen Kardinaltugenden bilden Wohlwollen aus, so wie umgekehrt Wohlwollen diese anwendet, segnet und verbessert.
Wohlwollen ist das natürliche Organ oder Neigung, das Liebenswürdigkeit und Großzügigkeit hervorruft.
Wohlwollen ist der Minister Gottes. Es ist eine seltene Tugend.
Stark für andere zu empfinden und wenig für uns selbst, unsere selbstsüchtigen Neigungen zu zügeln und die wohlwollenden zu üben, macht die Vervollkommnung der menschlichen Natur aus.
Niemand in dieser Welt ist vollständig unabhängig. Er braucht die Unterstützung anderer. Der Mensch ist in Gesellschaft gestellt, um gegenseitige Hilfe und wechselseitige Verbindlichkeiten zu empfangen und zu gewähren.
Deine Nahrung, deine Kleidung, deine Gesundheit, dein Schutz vor Verletzungen, deine Genuss der Annehmlichkeiten und Freuden des Lebens – all das verdankst Du der Unterstützung durch andere. Deshalb sei wohlwollend zu anderen. Sei ein kosmischer Wohltäter. Sei ein Freund der Menschheit.
Der Eroberer wird mit Ehrfurcht betrachtet; ein weiser Mensch nötigt uns Respekt ab, aber nur ein wohlwollender Mensch gewinnt unsere Zuneigung.
Ein wohlwollender Mensch genießt Frieden, Freude und Stille. Er erfreut sich an dem Glück und dem Wohlergehen seines Nachbarn und allen anderer Leuten.
Derjenige, der sein Vermögen, seinen Verstand, sein Denken und sein Sprechen dazu verwendet, das Wohl anderer zu mehren, ist ein ruhmreicher Mensch. Er ist ein wahrhaftiger Gott auf dieser Erde.
Er sucht stets nach Gelegenheiten, anderen auf vielfältige Art und Weise Gutes zu tun.
Die Regeln von sozialem Wohlwollen erfordern es, dass jeder Mensch bestrebt ist, andere zu unterstützen.
Barbarei, Brutalität, ungehobeltes Benehmen, Habsucht, Strenge, Kleinlichkeit, Groll, Unmenschlichkeit, Böswilligkeit, Bosheit, Knausrigkeit, Egoismus, Geiz und Lieblosigkeit sind die Gegenteile von Wohlwollen.
Almosen geben, Wohltätigkeit, Güte, Spende, Nächstenliebe, Großmut, Entgegenkommen, Menschlichkeit, Gutherzigkeit, Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit, Großzügigkeit, Freigebigkeit, Menschenliebe, Mitgefühl und Zärtlichkeit sind alles Synonyme für Wohlwollen.
Liebenswürdigkeit und Zärtlichkeit sind persönlich. Wohlwollen und Nächstenliebe sind allgemein. Liebenswürdigkeit erstreckt sich auf alle fühlenden Wesen, gleich ob Mensch oder Tier, in Wohlstand oder Bedrängnis. Zärtlichkeit wird den Jungen, Schwachen und Bedürftigen zuteil. Menschlichkeit ist Freundlichkeit und Güte gegenüber Mensch und Tier. Großmut ist selbstvergessene Freundlichkeit in Veranlagung oder Handlung. Es beinhaltet viel mehr als nur zu geben.
Spende wird verwendet für überreichliches Geben, das sich in einem größeren Maßstab durch Freigebigkeit ausdrückt.
Großzügigkeit deutet auf großzügige, geniale, freundliche Ansichten hin, geich ob sie sich in Geschenken oder anders ausdrücken.
Wir sprechen von der Freigebigkeit eines großzügigen Gastgebers, der Großzügigkeit des Gründers einer Universität oder der Großzügigkeit eines Theologen gegenüber Anhängern eines anderen Glaubens.
Menschenliebe passt auf ganz unterschiedliche Arten menschlicher Fürsorge, die oft, aber nicht immer, große Ausgaben für Nächstenliebe oder Mildtätigkeit beinhalten.
Warte nicht auf besondere Umstände, um Gutes zu tun. Versuche, gewöhnliche Situationen dafür zu verwenden.
Zufriedenheit
Jetzt werde ich zu Euch über dieses höchst lebenswichtige Thema sprechen, Zufriedenheit. Ihr kennt alle die Maxime: „Ein zufriedener Geist ist ein fortwährendes Fest.“ Der Geist ist auf Grund von Gier immer ruhelos. Gier ist eine Art inneres Feuer, das den Menschen langsam verzehrt. Zufriedenheit ist ein kraftvolles Gegengift gegen das Gift der Gier. So wie ein Mensch, der nach einem langen Spaziergang in der Sonne vom Bad im Ganges erfrischt wird, so findet auch ein gieriger Mensch, der vom Feuer der Lobha [Sanskrit für Habgier, Besitztrieb, Gier, Begehrlichkeit] verbrannt ist, Freude und Erleichterung von einem Eintauchen in das köstliche Wasser der Zufriedenheit. Es gibt vier Wächter, die die Sphäre von Moksha bewachen. Sie sind Shanti [Frieden], Santosha [Zufriedenheit], Satsang [Gemeinschaft mit Weisen (= dem Guten)] und Vichara [Fragen nach dem Wesen des Selbst, Brahmans, der Wahrheit]. Wenn du irgendeinen dieser Wächter erreichen kannst, kannst du auch der drei anderen habhaft werden. Wenn Du Santosha, Zufriedenheit, erlangen kannst, kannst du leicht auch die anderen drei Wächter vor dir sehen.
Es gibt keinen größeren Gewinn als Zufriedenheit. Ein Mensch, der vollkommen mit dieser wichtigen Tugend ausgestattet ist, ist der reichste Mensch in allen drei Welten. Der Friede, den er genießt, kann mit Worten nicht angemessen beschrieben werden. Er ist ein mächtiger Kaiser auf dieser Erde. Tayumana Swami, der bekannte Heilige aus Südindien, singt: „Sogar der reichste Mensch auf dieser Welt, der gleichgestellt mit Kubera [vedischer Gott des Reichtums, der Kaufleute, der Händler und der Schätze der Erde] ist, der Chintamani [legendärer Edelstein, dem die Macht zugesprochen wird, seinem Besitzer das zu geben, wonach er sich sehnt, der in der hinduistischen Tradition damit symbolisch für das Göttliche steht], Kamadhenu [heilige himmlische Kuh, die Wünsche erfüllt; sie wurde bei der Quirlung des Milchmeeres (“Kurma“) erschaffen und gehörte dem Heiligen Vasishta], und Kalpataru [in der Hindu-Mythologie ein göttlicher Baum, der Wünsche erfüllt] besitzt, hat das Verlangen nach einem Anwesen in Übersee. Er versucht Alchemie anzuwenden, um seinen Wohlstand zu vermehren. Ein Mensch, der 150 Jahre alt wird, versucht sein Leben zu verlängern, indem er Rasayanas [ayurvedische Heilmittel, die den Körper verjüngen und das Leben verlängern sollen] und Siddha Kalpas [tantrische Heilmantren] nimmt. Wer 10 Milliarden Rupien besitzt, versucht alles daranzusetzen, um zwanzig Milliarden Rupien daraus zu machen. Der Geist ergreift eine Sache und verlässt sie im nächsten Moment wieder und versucht, eine andere zu erhaschen. Der Mensch wandert ruhelos durch diese Welt und sagt: „Dies gehört mir. Das gehört mir. Ich werde versuchen, dass jenes mir auch noch gehört.“ Oh ruheloser Geist! Ziehe mich nicht in diese unreinen Begierden und Objekte der Lust hinein. Ich kenne deine Wege bereits recht gut. Bleibe still. Oh höchstes Selbst! Gibt mir einen wunschlosen, reinen Geist. Lass meinen Geist immer auf die Wahrheit gerichtet sein. Lass mich frei vom Geist sein! Lass mich in Satchidananda Svarupa [Sanskrit für wahre Gestalt] verweilen. Oh allesumfassende Wonne! Oh strahlende Seligkeit, die all Deine Namen und Formen durchdringt und erfüllt.“ Zufriedenheit ist eines der Niyamas der Raja Yoga-Philosophie. Die Gita sagt auch: „Sei zufrieden mit dem, was du ohne Zutun bekommst und wende Dich der Meditation mit leidenschaftslosem Geist zu.“ Sokrates äußert sich sehr lobend über diese Tugend.
Obwohl die Menschen wissen, dass Zufriedenheit eine Tugend ist, die inneren Frieden verleiht, entwickeln sie diese Tugend trotzdem nicht. Warum? Weil sie die Unterscheidungskraft und die Kraft der atmischen Untersuchung oder Vichara Shakti auf Grund von Leidenschaft und Gier verloren haben. Gier ist der erste Offizier der Leidenschaft. Überall wo es Gier gibt, gibt es Leidenschaft, und überall wo es Leidenschaft gibt, gibt es ausnahmslos auch Gier. Durch Leidenschaft und Gier wird das Verständnis getrübt, der Intellekt verdorben und das Gedächtnis verwirrt. Deshalb finden es die Menschen schwierig, diese Tugend der Zufriedenheit zu entwickeln.
Ein Kritiker sagt: „Nun, Swamiji, was Du sagst ist durchaus richtig. Ich erkenne durchaus, dass Zufriedenheit Frieden verleiht. Ich habe aber Zweifel. Wenn ich zufrieden werde, wird all mein Streben erlöschen. Ich werde lethargisch und faul werden. Aufgrund meiner verschiedenen Arten von Bestrebungen bewege ich mich hierhin und dorthin, strenge ich mich an und bin ich voller Energie. Sei so gut und nimm diesen Zweifel von mir. Ich bin ziemlich verwirrt.“ Meine Antwort ist ganz einfach folgendes: „Zufriedenheit kann dich niemals müßig werden lassen. Sie ist eine sattvige Tugend, die den Menschen zu Gott hin treibt. Sie verleiht Gedankenkraft und Frieden. Sie hält unnötige und selbstsüchtige Anstrengungen in Schach. Sie öffnet das innere Auge des Menschen und bringt seinen Geist göttlicher Versenkung näher. Sie wendet seine Energie in innere, sattvige Kanäle. Sie wandelt die grausame Energie, nämlich Gier, die den Menschen zu selbstsüchtigen Bestrebungen treibt, in spirituelle Energie, Ojas, um. Ein zufriedener Mensch ist voller Sattva. Er ist jetzt tatkräftiger. Er ist jetzt nach innen gerichtet. Er hat ein Seelenleben in Atman. Er ist immer friedvoll. Er führt mehr Arbeit gelassen und mit einem einpünktigen Geist aus. Die ganzen zerstreuten Strahlen seines Geists sind jetzt gebündelt. Verstehst Du den Punkt jetzt?“ Der Kritiker antwortet: „Ja, Swamiji, die Angelegenheit ist jetzt ziemlich klar. Ich bin vollkommen zufriedengestellt.“
Es beruht auf der Kraft von Zufriedenheit, dass die Weisen und Rishis von ehedem, die Fakire und Bhikshus [Bettelmönche, Wandermönche] sorglos auf der Welt umherwandern, indem sie von Bhiksha [Almosen, Bettelgaben (vor allem Essen)] leben. Es ist Zufriedenheit, die einem Suchenden die Kraft verleiht, den Pfad der Selbstverwirklichung zu beschreiten und ihn ermutigt, den zerklüfteten und dornigen Pfad der Spiritualität furchtlos zu beschreiten. Es ist Zufriedenheit, die einen Suchenden die wertlosen, vergänglichen Dinge dieser Welt als Dung, Gift, Stroh oder Staub ansehen lässt. Zufriedenheit entwickelt Vairagya [Leidenschaftslosigkeit, Verhaftungslosigkeit], Unterscheidungskraft und Vichara [Fragen nach dem Wesen des Selbst, Brahmans, der Wahrheit].
Mira hatte vollkommene Zufriedenheit. Sie kümmerte sich niemals um die armseligen Dinge der Welt. Sie lebte von Bhiksha, obwohl sie die Rani [weibliche Form der Herrschernamens „Raja“] von Chitore war. Sie lebte von Brot, das sie durch Betteln bekommen hatte, und trug es zu den Ufern des Flusses Yamuna, und war ganz zufrieden mit diesem kargen Essen und dem puren Wasser, das ihr als Getränk diente. Was verlieh ihr diese Stärke? Es war Zufriedenheit. Zufriedenheit öffnet die Pforte von Moksha [letztendliche Glückseligkeit, Befreiung] und den Gefilden ewiger Wonne und Sonnenschein. Zufriedenheit ist eine göttliche Tugend. Wer vollkommene Zufriedenheit hat bringt einen ausgeglichenen Geist und vollkommene Ausgeglichenheit.
Pattinatu Swami, ein sehr großer Weiser Südindiens, war in seinem früheren Leben ein sehr gieriger Mann. Er war auch sehr reich. Trotzdem wollte er Wohlstand anhäufen. Shiva nahm die Form eines kleinen Jungen an und schenkte ihm eine Bündel von Nadeln ohne Nadelöhr mit einem Zettel in der Mitte, der folgende Botschaft enthielt: „Was ist der weltliche Nutzen aller Kostbarkeiten dieser Welt? Du wirst nicht einmal diese kaputte Nadel mitnehmen können, wenn du stirbst.“ Dies öffnete dem gierigen Kaufmann die Augen und flößte ihm Vairagya [Leidenschaftslosigkeit] und Zufriedenheit ein. Er verließ sein Heim, seinen Wohlstand, seine Frau und alles andere und lebte von Almosen, entwickelte vollkommene Zufriedenheit und verwirklichte sein Selbst.
Zufriedenheit ist Wonne. Zufriedenheit ist Nektar. Zufriedenheit verleiht Unsterblichkeit und grenzenlosen Frieden. Entwickle deshalb Zufriedenheit. Führe ein glückliches Leben. Ruhe in immerwährendem Frieden. Habe eine geistige Vorstellung von dieser Tugend. Wiederhole geistig: „OM Zufriedenheit.“ So wird sich die geistige Gewohnheit von Zufriedenheit entwickeln.
II.
Ein zufriedener Geist ist der größte Segen, dessen sich ein Mensch auf dieser Welt erfreuen kann. Er hat einen wohltuenden Einfluss auf die Seele des Menschen. Er zerstört alle übermäßigen Begierden, jedes Grummeln, jedes Murren, und macht einen gelassen, glücklich und reich. Er ist eine Perle an unschätzbarer Tugend.
Zufriedenheit ist das beste Stärkungsmittel. Sie ist die beste Medizin. Sie verleiht beste Gesundheit und Seelenfrieden.
Glück besteht nicht darin, viel zu besitzen, sondern mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Wer wenig will hat immer genug.
Wohlstand oder Macht bringen ihre speziellen Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten mit sich. Ein reicher Mensch ist immer unglücklich und unzufrieden. „Artha“ (Wohlstand) ist „Anartha“ (ein Übel).
Ein armer Mensch erlebt nicht die Ärgernisse und Besorgnisse der Reichen, die Schwierigkeiten und Verworrenheit der Macht. Ein reicher Mensch und ein mächtiger Mensch haben ihren eigenen geheimen Kummer.
Wenn dein Geist beunruhigt ist, weil Du keine Schuhe hast, denke an den Menschen, der keine Füße hat und sei zufrieden.
Wenn Du unzufrieden damit bist, Menschen zu sehen, die dir überlegen sind, schau auf die, die dir unterlegen sind, und sei zufrieden.
Mangel an Begierde ist der größte Wohlstand. Ein wunschloser Mensch ist der wohlhabendste und zufriedenste Mensch auf der Welt. Ein zufriedener Mensch ist niemals arm. Ein unzufriedener Mensch ist niemals reich.
Sei immer zufrieden mit dem, was passiert. Wisse, dass das, was Gott auswählt, besser ist als das, was du auswählst.
Wenn Du mit dem, was du hast, nicht zufrieden bist, wirst du auch mit dem nicht zufrieden sein, was du gerne hättest.
Zufriedenheit ist natürlicher Wohlstand. Luxus ist künstliche Armut.
Gib alle Begierden auf. Begehre nur den Willen Gottes. Suche Ihn alleine. So wirst du vollkommene Zufriedenheit, Frieden und Seligkeit finden.
Wenn du deinen Wohlstand steigerst, steigerst du deine Sorgen, Probleme und Ängste. Aber ein zufriedener Geist ist ein verborgener höchster Schatz. Ein Mensch mit zufriedenem Geist kennt keine Sorgen und Ängste.
Ein zufriedener Mensch hat einen ruhigen Geist. Er murrt nicht. Er ist zufrieden mit den Dingen, wie sie sind. Er beklagt sich nie. Er ist schicksalsergeben, gesättigt und zufrieden.
Zufriedenheit ist himmlisches Ambrosia. Sie kühl das Feuer der Gier.
Oh Mensch! Lebe ein Leben in vollkommener Zufriedenheit und sei für immer glücklich. Lebe in Gott, der Nitya Tripti [ewige Zufriedenheit] oder höchste Erfüllung oder Zufriedenheit ist.
III.
Zufriedenheit ist die beste Tugend; Zufriedenheit wird der wahre Genuss genannt; und der zufriedene Mensch erlangt die beste Ruhe. Für einen zufriedenen Menschen ist Herrschaft über die Welt nichts Besseres als Tand. Vergnügen an Dingen wird ihm wie Gift erscheinen. Sein Geist ist auf höhere spirituelle Dinge gerichtet und auf Atma Vichara [Erforschung der Natur von Atman, Betrachtung über das Selbst]. Er bezieht Glück aus dem Inneren. Er ist nie beunruhigt durch widrige Umstände. Zufriedenheit ist das Heilmittel gegen alle Übel. Der Geist, der durch ruhige Zufriedenheit gekühlt wird, ist immer friedvoll. Das göttliche Licht kann nur auf einen Suchenden herabsteigen, der mit Zufriedenheit ausgestattet ist. Ein zufriedener Mensch ist, auch wenn er arm ist, der Kaiser der ganzen Welt. Ein zufriedener Mensch ist jemand, der sich nicht nach etwas sehnt, das er nicht besessen hat; und genießt was er auf rechte Weise hat. Er ist ziemlich befriedigt von dem, was immer er auch bekommt. Er ist großmütig und anmutig. Siddhis [Vollkommenheit, psychische Kraft; in den Yoga-Sutren: Fähigkeiten, die über die normal üblichen Fähigkeiten des Menschen hinausgehen und daher oft als übernatürlich beschrieben werden] und Riddhis [Wohlstand] warten auf ihn, als ob sie seine Diener wären. Er ist frei von Sorgen und Ängsten. Der Anblick der gelassenen Haltung eines zufriedenen Menschen entzückt diejenigen, die in Kontakt mit ihm kommen. So eine Person wird von den Tapaswins [Menschen, die Tapas praktizieren] und allen großen Menschen verehrt.